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Wie finanziere ich am besten einen Tesla?

Die naheliegendste Methode für eine Privatperson einen Autokauf zu finanzieren ist es jeden Monat einen bestimmten Betrag bei Seite zu legen, bis der entsprechende Kaufpreis angespart ist. Beim Tesla Model 3 sollte man mindestens 40.000 Euro einplanen und das wären, selbst wenn man beispielsweise 800 Euro monatlich ansparen kann, immernoch 50 Monate – also über 4 Jahre – bis man sich das Fahrzeug leisten kann.

Tesla Model 3 Vorderansicht in roter Farbe
Das Objekt der Begierde möchte erst finanziert werden

Sehr viel lukrativer und riskanter ist es an der Börse mit Aktien zu spekulieren, im Idealfall kann man den Einsatz um ein Vielfaches vermehren und so mit deutlich weniger Kapital eine tragfähige Finanzierung erreichen. Es kann einem aber genauso gut passieren, dass am Ende der Traum platzt und nur noch das Geld für ein Elektrofahrrad übrig bleibt.

Ich habe mich für einen Mittelweg entschieden, da mir das Risiko alles in Aktien zu investieren zu groß ist und die Zeitspanne des klassischen Ansparens viel zu lang. Na und was liegt da näher als die Aktien eines Unternehmens auszuwählen an dessen Zukunft man fest glaubt, weil man von den Produkten und der Strategie – selbst nach gründlicher Prüfung – noch überzeugt ist?

So kam es, dass ich im August 2015 meine erste Aktie von Tesla Motors zu einem Preis von 240 Euro ins Portfolio aufnahm.

Anlagestrategie zum Nachkaufen

Meine primäre Anlagestrategie ist es, regelmäßig alle 2 bis 3 Monate einen festen Betrag zu investieren und auf diese Art und Weise die nächsten 2 Jahre immer wieder neue Aktien ins Depot zu bringen. Das hat den Vorteil, dass man in Monaten wo die Aktie sehr viel kostet eher wenig Anteile dazu kauft und in Monaten wo gerade ein Tief herrscht entsprechend mehr, über die Laufzeit also effektiv Spitzen ausgleicht. Je nachdem wie hoch die Gebühren für Transaktionen sind, kann man diese Intervalle verkürzen oder verlängern.

Die einzige Modifikation dieser Regel sind solche Kurse, die ich persönlich anhand der Nachrichtenlage rund um das Unternehmen Tesla als sehr niedrig oder als zu hoch zum Nachkaufen bewerte.
Als etwa die Aktie Anfang Februar den Stand von 130 Euro erreicht hatte, habe ich außer der Reihe nachgekauft, weil ich überzeugt war, dass hier ein Tiefpunkt erreicht ist. Ich hatte zugegebenermaßen etwas Glück, denn das war dann tatsächlich ziemlich präzise der Tiefpunkt – kurz vor der folgenden, wochenlangen Aufwärts-Rally. Aber um ehrlich zu sein habe ich auch bei 156 Euro und 172 Euro in der gleichen Größenordnung nachgekauft, weil ich diese Kurse ebenfalls schon für sehr gut hielt.

Ist die Aktie von Tesla Motors also bedenkenlos und ohne Einschränkungen für interessierte Anleger zu empfehlen?
Nein, das ist sie definitiv nicht!

Volatile Aktien erfordern ein dickes Fell

Es gehört schon eine gute Portion Glauben in die Zukunftstechnologie der Elektromobilität, etwas Vertrauen in die Strategie des Unternehmens und eine Prise Verrücktheit dazu, denn die kann zum aktuellen Zeitpunkt und angesichts der vergleichsweise geringen Relevanz von Elektroautos am Gesamtmarkt nicht schaden. Die Aktie ist und bleibt ein hochspekulatives Papier und lebt zum nicht unerheblichen Teil von Zukunftsvisionen, die möglicherweise so eintreffen werden oder eben nicht, aber wer weiss das schon so genau?

Selbst alte Hasen im Finanzgeschäft des Automobilsektors haben sich bereits öfter an dieser unberechenbaren Aktie heftig die Finger verbrannt. Eine Praxis mit großer Hebelwirkung, bei der selbst Hedgefonds bis heute wiederholt unkalkulierbare Risiken bei ihrer Anlagestrategie eingehen, das sind die sogenannten Leerverkäufe.

Tesla Motors Short Interest Kennzahlen
Wichtige Kennzahlen der Tesla Aktie zur Beurteilung der Leerverkäufe

Leerverkäufe sind riskant

Leerverkäufer sind Spekulanten, die auf fallende Kursen setzen. Beim Leerverkauf (engl. short sale) wird eine Aktie gegen Gebühr ausgeliehen und zum aktuellen Kurs verkauft. Da man die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt wieder am Markt einkaufen muss, um sie an den Verleiher zurück zu geben, macht das Ganze nur Sinn wenn auf fallende Kurse spekuliert wird. Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis beim Ausleihen und dem Kaufpreis bei der Rückgabe ist der Gewinn bzw. Verlust des Leerverkäufers.

Sobald die Anzahl der Leerverkäufe, gemessen an der frei handelbaren Menge von Aktien, hoch ist – als interessant werden Quoten über 20 % angesehen – dann kann es bei Angebotsknappheit zum sogenannten „Short Squeeze“ kommen.
Dieser entsteht dadurch, dass viele Leerverkäufer ihre Positionen zur Begrenzung der Verluste los werden wollen und dazu gezwungen sind Aktien nachzukaufen, für den Rückkauf aber nicht genügend frei handelbare Aktien vorhanden sind. Das Ergebnis sind steigende Kurse und somit große Verluste für diejenigen, die per Leerverkauf auf sinkende Kurse spekuliert haben und nun – um noch Schlimmeres zu verhindern – zum überhöhten Preis nachkaufen müssen.

Bei der Tesla-Aktie liegt die Zeitspanne, die bei normalem Handelsaufkommen nötig ist um alle Leerverkäufer zu bedienen, aktuell bei knapp 7 Tagen. Mit zunehmender Zeitspanne, steigt auch das Risiko eines Short-Squeeze. So kletterte zum Beispiel die Volkswagen-Aktie im Oktober 2008 von 200 Euro auf ein Rekordhoch über 1000, weil 12 % der Aktien leerverkauft wurden, aber nur noch 6 % frei handelbar waren. Volkswagen war in dieser Zeit an der Börse das wertvollste Unternehmen der Welt.

Wenn man sich den Chart der Tesla-Aktie in der untenstehenden Grafik ansieht, so ist Mitte Mai 2013 ein Kurssprung von 42 auf 68 Euro (+60 %) zu sehen und während dieser vier Tage stieg das Handelsvolumen auf das Zehnfache des Durchschnittswertes:

Tesla Motors Aktienkurs und Handelsvolumen Diagramm
Der Aktienkurs von Tesla Motors und das zugehörige Handelsvolumen in Relation dazu

Solche Sprünge beim Handelsvolumen, ohne dass sich die Nachrichtenlage verändert, sind Anzeichen für einen Short-Squeeze, wobei in diesem Fall in den darauffolgenden Monaten der Kurs noch weiter gestiegen ist, die Leerverkäufer durch Abwarten also noch größere Verluste gemacht hätten. Normalerweise folgt auf einen Short-Squeeze mit derart hoher Kursveränderung eine deutliche Korrektur nach unten, da viele Anleger versuchen die Gewinne mitzunehmen.

Steht Tesla vor dem Short-Squeeze?

Die Quote von leerverkauften und frei handelbaren Aktien liegt bei der Tesla-Aktie Ende März bei 31,8 %, was zwar ein Brodeln im Kessel darstellt, aber noch nicht unbedingt zu einer kurzfristigen Kursexplosion führen muss. Der Kurs ist in den letzten Wochen, genauer seit dem 10. Februar, von 127 Euro auf fast 230 Euro gestiegen (+80 %), allerdings in einem gemächlichen Tempo und mit vergleichsweise geringen Schwankungen im Handelsvolumen.

Die weitere Entwicklung bleibt daher sehr spannend, vor allem da es selbst für Experten nicht trivial ist den Beginn besonderer Kurs-Ereignisse zweifelsfrei zu erkennen, geschweige denn vorherzusagen. Aktuell ist die Anzahl der Leerverkäufe unverändert hoch und bei weiter steigenden Kursen könnten diese wie ein Nachbrenner wirken. Eine Übersicht interessanter Kandidaten für einen Short-Squeeze und die relevanten Kennzahlen findet man hier: Nasdaq Short Interest

Das fehlende Puzzleteil

Jetzt bleibt die Frage, was man macht, sobald durch die Aktien mehr oder weniger große Gewinne erzielt wurden, es aber trotzdem nicht zur vollständigen Finanzierung der Wunschkonfiguration des Model 3 ausreicht? Ich spekuliere darauf, dass in 2 Jahren das Zinsniveau im Vergleich zu heute immernoch nicht wesentlich verändert ist und man nach wie vor einen zinsgünstigen Privatkredit bekommen kann. Momentan liegen die Zinsen bei einem Privatkredit i.H.v. beispielsweise 15.000 Euro und einer Laufzeit von 36 bis 72 Monaten im Bereich von 2,5 bis 2,6 %, was meiner Meinung nach sehr gute Angebote sind.

Wer seinen Tesla hingegen über die Firma abschreiben kann und sich das Fahrzeug vielleicht noch mit mehreren Mitarbeitern teilt, der hat ggf. etwas mehr Flexibilität bei der Finanzierung, wobei sich auch hier mehr und mehr das Modell der „Gehaltsumwandlung“, also der Finanzierung durch den Mitarbeiter mit Übernahme der Kosten durch das Unternehmen, durchsetzt.