1. Home
  2. »  
  3. Blog
  4. »  
  5. Die ersten 7 Tage mit dem Model 3 Performance

Die ersten 7 Tage mit dem Model 3 Performance

Am Mittwoch letzter Woche durfte ich mein Tesla Model 3 in Feldkirchen bei München abholen. Dieser Termin lag zwar einerseits fast drei Jahre nach der Reservierung und Vorstellung dieses faszinierenden Fahrzeugs, andererseits dann doch früher als ich persönlich erwartet habe. Die Auslieferung nach Europa lief überraschend schnell und am Ende auch gut, dafür dass immer wieder darum gebangt wurde, ob die Homologation und damit die Aufnahme auf die BAFA-Liste zur Beantragung des Umweltbonus rechtzeitig erfolgen würde.

Mein Model 3 war bei der Übergabe frisch aufbereitet und zwar kam der Fahrzeugbrief auf den letzten Drücker, aber letztendlich haben die stets freundlichen und sehr engagierten Tesla-Mitarbeiter die Übergabe trotzdem so hinbekommen, dass ich keinen Anlass zur Beschwerde habe.

THE ARRIVAL – Das Model 3 ist in Europa angekommen

Im letzten Artikel habe ich bereits die Gedanken zu meiner Konfiguration des Model 3 näher erläutert, nun geht es um meine Erfahrungen in den ersten sieben Tagen und nach den ersten 500 Kilometern, die ich mit dem Model 3 verbracht habe.

Laden

Der Vorteil des europäischen Standard-Ladeanschluss CCS im Model 3 ist, dass man praktisch an jeder Ladesäule sein Fahrzeug mit Strom versorgen kann. Bisher habe ich in München am Olympiaturm geladen, während ich mit den Kindern im Park unterwegs war, am Supercharger in Schweitenkirchen und während eines Restaurantbesuch im Stadtzentrum an einer Säule der Stadtwerke.
Ich benutze dafür aktuell die App „Mobility+“ von EnBW, wo man bis Ende Februar für pauschal 1 Euro sein Fahrzeug aufladen kann. Am einfachsten war es am Supercharger, dort steckt man das Kabel rein, freut sich über eine Laderate von über 600 Kilometern pro Stunde und zahlt am Ende gar nichts, weil die ersten 6 bis 9 Monate kostenlos sind. In Zukunft lade ich das Auto jedoch meistens in der Arbeit, was bis auf weiteres ebenfalls gratis ist. Die Betriebskosten des Model 3 dürften dieses Jahr also überschaubar gering sein.

Dieser Punkt, obwohl viele Interessenten ihn als problematisch ansehen, ist dank der Reichweite des Model 3 völlig unkritisch und das obwohl ich zu Hause gar keine Lademöglichkeit besitze und damit zu den sogenannten Laternenparkern zähle.

Geladen wird, wenn das Auto eh nur in der Gegend rumsteht

Fahren

Da ich vor meinem Model 3 noch nie ein Elektroauto gelenkt habe, ist es für mich eine ganz neue Erfahrung so leise, so kraftvoll und so emissionsfrei unterwegs zu sein. Wenn einem etwas die Freude am Autofahren zurück bringt, dann ist es das völlig entspannte, elektrische Fahren. Mit dem Model 3 werden die Vorteile der Elektromobilität auf die Spitze getrieben. Denn einerseits führen ein maximal tiefer Schwerpunkt, ein hervorragender Luftwiderstandsbeiwert und die brachiale Kraft der Tesla-Motoren zu einem Fahrerlebnis erster Güte, anderseits findet man dank der hohen Effizienz eine selbst für Urlaubsreisen völlig ausreichende Reichweite sowie eine gut ausgebaute Schnellladeinfrastruktur vor.

Rote Bremssättel, 20-Zoll-Felgen und eine bessere Bremsanlage kennzeichnen das Performance-Modell

Mein erster Besuch am Supercharger war problemlos wie erwartet, das Fahrzeug so leise wie erhofft und die Beschleunigung des Performance-Modells so weit abseits von allem was ich bisher kannte, dass ich nach den ersten beiden, kurzen Beschleunigungsversuchen erst einmal demütig in den Modus „Lässig“ zurück geschaltet habe. Man gewöhnt sich aber durchaus an diese hemmungslose und sofortige Kraftentfaltung und trotzdem macht das Model 3 auch bei gemächlicher Fahrweise mehr Spaß als jedes andere mir bekannte Auto.

Diese graue Maus hat es faustdick hinter den angelegten Ohren

Innenraum

Ich gehöre zu den Leuten, die einen aufgeräumten, funktionalen und gleichzeitig hochwertig anmutenden Innenraum sehr zu schätzen wissen. Meiner Meinung nach hat Tesla diese drei, nicht zwangsläufig zueinander kompatiblen, Ziele sehr gut unter einen Hut gebracht.
Das Fehlen der vorderen Instrumente habe ich keine Sekunde lang vermisst, da ich im letzten von mir genutzten Fahrzeug auch schon kein Drehinstrument für die Geschwindigkeit mehr hatte, sondern nur eine digitale Anzeige und ein Head-Up-Display. Letzteres hätte ich mir beim Model 3 als Option sicher dazu gebucht, aber man kann auch ohne gut auskommen. Ich habe jedenfalls das klassische Cockpit keine Sekunde lang vermisst, während ich mich die ersten Tage immer wieder dabei ertappt habe schalten zu wollen, um dann daran erinnert zu werden, dass der Tesla mit seinem Einganggetriebe immer bereit ist die volle Leistung abzurufen.

Die Holzleiste gefällt mir sehr gut, ebenfalls mag ich die Sitze, die allesamt in drei Stufen beheizbar sind. Was man als Fahrer weniger wahrnimmt, bisher aber alle Mitfahrer auf der Rücksitzbank begeistert hat, ist das großflächige Glasdach des Model 3. Ich war beruhigt, dass selbst die volle Sonneneinstrahlung nicht beim Fahren stört, da ich recht sensibel auf helle Lichtquellen reagiere.
Ich wüsste nicht, was ich am Innenraum anders machen würde, die Ablagen sind durchdacht und geräumig, es sind Leselampen für alle vier Sitzplätze vorhanden und selbst an ausklappbare Hemdenhaken wurde gedacht.

Wenn es grau und kalt ist, dann ist ein Lagerfeuer am See eine willkommene Abwechslung

Technik

Mit diesem Punkt alleine könnte man mehrere Artikel füllen, weshalb ich mich hier umso kürzer fassen möchte. Das Model 3 bietet extrem viele technische Spielereien und diese sind allesamt über den großen Bildschirm steuerbar. Mich hat das wunderbar funktionierende Navigationssystem beeindruckt und ich weiss mittlerweile den Spotify-Zugang zu schätzen, der einem ermöglicht jederzeit auf eine enorm große Musiksammlung zurückgreifen zu können. Das Audiosystem des Model 3 wurde zusammen mit der Firma Sinn entwickelt und dürfte zum Besten gehören, was man in Mittelklassefahrzeugen vorfinden kann. Das in unserem vorherigen Fahrzeug verbaute Bose-System ist überhaupt kein Vergleich, denn dazwischen liegen akustische Klangwelten.

Praxistauglichkeit

Meine vielleicht größte Sorge war, ob der Platz im Model 3 ausreichen würde, um als Familie mit Kindern problemlos in den Urlaub fahren zu können. Nach dem ersten wöchentlichen Großeinkauf ist nun klar, dass wesentlich mehr Platz vorhanden ist, als in unserem bisherigen Auto, womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte.
Der vordere Kofferraum und eine Ladeluke unter dem hinteren Kofferraum bieten zusätzlichen Platz für einen kleinen Koffer oder Dinge, die man ständig im Auto mitführt. Diese stehen dann nicht im Weg um und man kann immer das volle Kofferraumvolumen für sein Gepäck nutzen.

Wer nicht gerade beruflich Kühlschränke ausliefert oder Sperrgut befördert, dem bietet das Model 3 mehr als genug Platz

Auf dem obigen Bild befinden sich hinter den sichtbaren Getränken noch drei große Einkaufstaschen voll mit Lebensmitteln. Man kann im Kofferraum des Model 3 problemlos zwei Wocheneinkäufe einer Familie mit mehreren Kindern befördern. Für den Transport von längeren Dingen, kann man die geteilte Rücksitzbank umklappen und hat dann sogar Platz für eine Matratze.

Negatives

Was gefällt mir nicht beim Model 3? Ich wünsche mir vor allem kleinere Verbesserungen an der Software. So wäre es schön, wenn der Bildschirm in einem Tunnel sofort auf den Nacht-Modus umschalten würde, statt relativ langsam die Helligkeit zu dimmen und dabei im Tag-Modus zu bleiben. Praktisch wäre zudem, wenn Sprachbefehle nicht nur korrekt erkannt würden, denn das klappt hervorragend, sondern auch einer Funktion im Fahrzeug zugeordnet werden könnten. Aktuell passiert es oft, dass ein Sprachbefehl perfekt erkannt wird, dann aber nichts passiert, weil das Fahrzeug den Befehl offenbar nicht zuordnen kann. Gerade die in der Regel fehlerfrei arbeitende Spracherkennung bietet einem die theoretische Möglichkeit so ziemlich alle Funktionen, wie etwa die Lüftersteuerung, ohne Blick auf den Bildschirm anzupassen.

Seit langer Zeit auf der Wunschliste der Tesla-Fahrer ist eine Option, die beim Absperren sämtliche Fenster schließt. Das dürfte nicht schwer zu implementieren sein, aber momentan wird es leider nicht unterstützt.

Von diesen Anpassungswünschen abgesehen, die durchaus in Zukunft noch kommen können, fehlt mir persönlich eine Möglichkeit zum bequemen Transport von Mountainbikes. Es gibt zwar einen Dachträger, aber mir wäre es lieber die Fahrräder auf einem Tragesystem für die Anhängerkupplung zu transportieren. Mal schauen, ob ein Drittanbieter hier eine Lösung anbieten wird und ob Tesla diese dann offiziell freigibt. Möglicherweise geschieht dies erst beim Model Y, dem zeitlichen Nachfolger des Model 3.

Fazit

Ich bin hin und weg davon, was Tesla mit dem Model 3 Performance abgeliefert hat. Die Kombination aus einem elektrischen Sportwagen, der trotzdem effizient bewegt werden kann und dann auch noch von der Reichweite und Praxistauglichkeit den Alltag locker bewältigen kann, die dürfte aktuell einzigartig sein. Und trotzdem würde ich jedem empfehlen sich zu überlegen, ob es nicht sinnvoller ist noch bis Mai auf die Variante mit dem nur minimal kleineren Akku und ohne Allrad-Antrieb zu warten, die preislich wesentlich günstiger sein wird.

Wem sportliche Fahreigenschaften, schicke Felgen und eine etwas bessere Bremsanlage völlig egal sind, der sollte definitiv noch abwarten, bis mehr Optionen bei der Bestellung des Model 3 verfügbar sind.

Für mich ist das Model 3 Performance das perfekte Auto, mit dem ich sowohl die Familie durch die Gegend kutschieren, als auch meinen Spaß haben kann. Ich freue mich jedenfalls auf die nächsten 500 Kilometer und werde es so schnell nicht wieder hergeben.