1. Home
  2. »  
  3. Blog
  4. »  
  5. Roadtrip nach Südfrankreich – 3000 Kilometer Langstrecke mit dem Model...

Roadtrip nach Südfrankreich – 3000 Kilometer Langstrecke mit dem Model 3

Obwohl wir das Model 3 bereits seit 18 Monaten in die Familie aufgenommen haben, beschränkte sich unsere Langstreckenerfahrung auf die Fahrten von München zum Gardasee. Diese Distanz schafft ein Model 3 bei entspannter Fahrweise auch ohne Zwischenladen, von daher begibt man sich erst bei längeren Strecken in die zwingende Abhängigkeit der Ladeinfrastruktur.

Durch die Covid-19-Krise bedingt, entschieden wir uns dieses Jahr mit dem Auto nach Südfrankreich in die Berge zu fahren, was immerhin einer Fahrstrecke von rund 1.500 Kilometern einfach entspricht und somit die erste ernstzunehmende Langstrecke für unser Model 3.

Planung

Geplant war, nach ungefähr 850 Kilometern einen Zwischenstopp in Valence einzulegen und in einem Hotel zu übernachten, das als Lademöglichkeit einen Tesla Destination Charger bereitstellt.

Die ursprüngliche Planung mit vier Ladepausen

Als Fahrer eines Tesla muss man seine Route nicht vorab planen, es reicht das Ziel im Navi einzugeben und das Auto plant alles inklusive der Ladepausen. Um eine ungefähre Vorstellung zu bekommen, was auf uns zukommt, habe ich die Daten trotzdem in das Planungstool „A Better Route Planner“ eingegeben und als Ladepausen die Supercharger in Zürich, Lully, Chambéry und Narbonne vorgeschlagen bekommen.

Erste Etappe von München nach Valence

Nach dem Frühstück ging es in München los und da wir noch keine Vignette für die Schweizer Autobahn besorgt hatten, stand die Frage im Raum, wo wir diese idealerweise zeitsparend beschaffen könnten. Für das kleine Stück auf der österreichischen Autobahn benötigt man mittlerweile keine Vignette mehr, den Umweg durch die Gemeinden entlang des Bodensee konnten wir uns daher sparen. Naheliegend wäre es die Schweizer Vignette an einem Supercharger-Standort zu kaufen, um selbst die kurze Standzeit noch optimal nutzen zu können. Also habe ich den nächstbesten Supercharger im Navi ausgewählt, das war der Rastplatz Aichstetten, und die im Navi zur Verfügung stehende Funktion für einen Anruf am Zielort genutzt. Mir wurde bestätigt, dass dort Schweizer Vignetten verfügbar sind. Der Plan die Erledigung unvermeidlicher Dinge mit der Schnellbetankung des Tesla zu kombinieren, ist also aufgegangen.

Unsere nächste Pause fand, aufgrund dringender Grundbedürfnisse, früher als geplant statt. Dank der hohen Dichte an Ladestationen in der Schweiz war dies ebenfalls an einem Supercharger und zwar in Dietikon. Hier wurden wir sehr positiv überrascht, mit welcher Liebe zum Detail sowohl die Lounge als auch der Parkplatz von Tesla und dem Schweizer Fanclub eingerichtet wurden. Es gab einen Bereich für Kinder zum Spielen mit Tischfußball sowie großen Würfeln, auf denen man Mühle oder Schach spielen konnte. Unsere Zeit reichte allerdings nur für eine kurze Verschnaufpause und da wir auch kein Schweizer Kleingeld für den Automaten hatten, ging es direkt weiter in Richtung der französischen Grenze.

Die Lounge des SuC Dietikon ist aufwändig gestaltet

Da man auf einem Roadtrip nicht einfach am Genfer See vorbei fahren kann, ohne zumindest einen Blick darauf geworfen zu haben, sind wir beim malerischen Chateau de Rolle stehen geblieben und haben uns den Seewind für einen Moment lang um die Nase wehen lassen.

Die Gegend um das Chateau de Rolle am Genfer See lädt zum Verweilen ein

Gut erholt konnten wir unsere Fahrt bis zum Supercharger Archamps fortsetzen. Dieser ist neben einem Kongresszentrum gelegen und aufgrund der Krisensituation sehr verlassen gewesen. Zum Glück konnten wir eine Parkbank im Eingangsbereich finden und dort eines der mitgebrachten Brote essen. Wie üblich muss man sich bei den Pausen an Schnellladestationen beeilen, weil das Fahrzeug nach 15 bis 20 Minuten abfahrbereit ist. Für längere Pausen muss man also entweder umparken oder diese, so wie wir es gemacht haben, gleich an einem anderen und schöneren Ort planen.

Die nächste Pause für Kaffee und Kuchen haben wir am Lac d’Aiguebelette eingelegt, einem der größten natürlichen Seen Frankreichs und sehr gemütlich zum Einkehren. Hier gibt es sogar vier Ladestationen, die wir allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht benötigt haben.

Maison du Lac Aiguebelette, direkt am See

Der letzte Abschnitt verlief sehr entspannt, da die Autobahnen in Südfrankreich leer waren und man so per Tempomat konstant mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit fahren konnte. Wir sind am späten Nachmittag in Valence angekommen, haben das Model 3 am Destination Charger des Hotel abgestellt und erst einmal die Stadt mit ihrem hübschen Park besichtigt.

Der Parc Jauvet in Valence

Was uns überrascht hat, war der Umgang der Einwohner mit den notwendigen Hygieneregeln, vor allem da Frankreich in den Wochen zuvor sehr viel strengere Maßnahmen durchgesetzt hatte als bei uns in Bayern. Es war ein sonniger Samstagabend und auf den Plätzen der Stadt saßen Massen von Menschen dicht gedrängt in den vielen Terrassen der Cafés, als wäre nie etwas gewesen.

Nach einem kleinen Abendsnack und einem ausgiebigen Spaziergang, der uns auch an das, aufgrund der Stadtautobahn nur schwer zugängliche, Flussufer führte, kamen wir zurück im Hotel an und beendeten zufrieden den gelungenen ersten Tag des Roadtrip.

Zweite Etappe in die Pyrenäen

Gut erholt und mit vollgeladenem Tesla ging es, nach einem kleinen Frühstück im Hotel, in Richtung des 300 Kilometer entfernten Narbonne. Das Zwischenziel erreichten wir zügig und ohne weitere Pause.

Nachdem dies unser letzter Ladestopp an einem Supercharger sein sollte, zumindest für die kommenden Tage, haben wir uns einen der fantastischen Croque Monsieur im dortigen Novotel gegönnt und wieder mal war der Tesla so schnell voll, dass man sich etwas mehr Zeit zum Verweilen gewünscht hätte, zumal dies unsere erste Pause an diesem Tag war. Nach dieser schön gelegenen Ladestation verlässt man auf dem Weg in die Pyrenäen das Tesla-Netzwerk, was einen aufgrund der vielen öffentlichen Ladestationen in Frankreich jedoch vor keine Herausforderung stellt.

Narbonne ist für die Ladepause empfehlenswert

Einige Kilometer nach Carcassone bogen wir nach Süden ab in Richtung des „Parc Naturel Régional des Pyrénées Ariégoises“ im Herzen der Pyrenäen. Auf dem Weg dorthin gibt es bereits viel zu sehen und zu erkunden. Wir haben uns für eine Pause an der Höhle von Mas d’Azil entschieden, wo man eine leckere Zwischenmahlzeit bekommt und gleichzeitig diesen prähistorischen Fundplatz besichtigen kann. Die fast 500 Meter lange Tunnelhöhle kann mit dem Auto durchfahren werden, die Besichtigung der kleineren Seitenräume und der dort gefundenen Artefakte und Malereien ist über ein in die Höhle gebautes Museum möglich. Sehr schön ist auch der Fluss Arize, der die Höhle teilt und durch Auswaschung des Kreidefelsens deren Aussehen entscheidend geprägt hat.

Höhle von Mas d’Azil

Wenig später haben wir die letzte Pause vor dem Zielort gemacht, wo überraschenderweise sogar eine Ladestation auf dem Parkplatz der Post existiert. Einst gab es hier die besten Kekse der Welt in der Biscuiterie Toureille, dessen Inhaber seine Rezepte leider nicht der Nachwelt überlassen hat. Der Ort ist malerisch in einem Tal zwischen den Bergen gelegen.

Der letzte Ort mit Ladestation, die Straße nach Süden endet kurz vor der spanischen Grenze

Sieben Tage in den Pyrenäen

In Salau, dem letzten auf dieser Strecke per Auto erreichbaren Wohnort und nicht weit weg von der spanischen Grenze entfernt, haben wir im Hotel die nächsten Tage verbracht.

Der Aufenthalt in der wunderschönen Natur der Pyrenäen hat uns an viele bekannte und ein paar neue Orte geführt, von denen ich nur das für mich herausragende Highlight kurz vorstellen möchte, um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen.

Cirque d’Anglade und Mine de Salau

Vor der Wolframmine von Salau endet die Straße

Um diesen Ort zu erreichen, fährt man mit dem Auto bis zur ehemaligen Wolframmine von Salau. Die Straße ist zwar schmal, aber aktuell in einem guten Zustand und man kann vor der Mine gut im Schatten parken. Direkt vor dem einzigen noch verbliebenen Verwaltungsgebäude der Mine beginnt der Wanderweg zu unserem Ziel. Man erreicht den Cirque d’Anglade nach einer halben Stunde Fußmarsch über einen gut markierten Wanderweg mitten durch den Dschungel. Plötzlich steht man im wunderschönen, kreisförmigen Tal eines ehemaligen Gletschers, das von einem kleinen Fluss geteilt wird, der sich am anderen Ende des Tals über mehrere hundert Höhenmeter spektakulär den Berg herunter stürzt. Selbst im Sommer liegt in diesem Tal immer noch Schnee und durch die Flora und Fauna wirkt es sehr lebendig, ist gleichzeitig aber menschenleer.

Kurz vor dem Eingang zum Cirque d’Anglade

Da es sich um ein geschlossenes und dadurch sehr verlassen wirkendes Tal handelt, würde es einen nicht wundern hinter einem Felsen plötzlich einen Dinosaurier beim Grasen zu entdecken. Diese Stimmung macht den Reiz des Cirque d’Anglade aus und es ist der maximal denkbare Kontrast zu den Überresten der nur eine halbe Stunde entfernten Mine. Dieses Tal ist eines der schönsten und unberührtesten mir bekannten Täler und jederzeit einen Besuch wert.

Am anderen Ende des Tals liegen noch dicke Schneebrocken

Das Model 3 hat sich in dieser Region mit steilen Pisten als echte Bergziege erwiesen und was man bergauf an Mehrverbrauch investieren musste, das kam bergab größtenteils wieder in den Akku rein. Deshalb war es kein einziges Mal notwendig am Hotel mit dem Schuko-Adapter zu laden, was ich für den Notfall eingeplant hatte. Wie immer sehr praktisch ist die Möglichkeit per App die Klimaanlage einzuschalten und in ein vorgekühltes Fahrzeug einzusteigen, allerdings gibt es in den französischen Pyrenäen tatsächlich noch ein paar Orte in den Tälern, wo kein Mobilfunkempfang existiert.

Rückfahrt nach München

Auf dem Weg zurück haben wir noch Verwandschaft besucht und sind deshalb einige sehr schwach frequentierte Bergstraßen entlang gefahren. Auf einer dieser Wege haben uns ein paar Kühe begrüßt und sind erst bei Seite gegangen, als ich mit der Hupe zurück gegrüßt habe. Von diesem freundlichen Zwischenstopp abgesehen, ging es ohne weitere Vorfälle über Carcassone zurück zum Supercharger nach Narbonne.

Kühe erkennen das Model 3 als freundlich gesinntes Objekt

Nicht weit von Narbonne entfernt liegt Vias Plage, an das ich noch einige Erinnerung aus Kindheitstagen habe. Bis auf das Hotel, das tatsächlich noch in der alten Form existiert, hat sich die Gegend komplett verändert. Allerdings objektiv gesehen zum Positiven, denn bereits vor 30 Jahren waren die Läden in Strandnähe recht heruntergekommen, mittlerweile ist alles wieder schön hergerichtet, was natürlich auch viele Touristen anzieht. Es war schön den Strand mal wieder gesehen zu haben, aber für einen längeren Badeurlaub würde ich mir wahrscheinlich ein anderes Ziel aussuchen, wo weniger los ist.

Der Strand von Vias am Mittelmeer

Nach diesem Ausflug in vergangene Zeiten ging es wieder nach Valence ins Hotel und am nächsten Tag weiter zur Ladepause nach Kriegstetten in der Schweiz. Dort hat sich die benachbarte Wirtschaft mit der Zubereitung des Essens derart viel Zeit gelassen, dass wir mit randvollem Akku bis München hätten durchfahren können. Da ich allerdings zu Hause keine Lademöglichkeit habe und wir eh eine zweite Pause gebraucht haben, ging es in Aichstetten ein letztes Mal raus an den Supercharger und auf eine kleine Abendmahlzeit in der Raststätte.

Fazit

Vor zwei Jahren hätte ich eine Reise mit dem Elektroauto nach Südfrankreich wahrscheinlich noch akribisch geplant. Aber nach meinen Erfahrungen des ersten Jahres mit dem Model 3 war mir klar, dass es ausreichen würde den Zielort im Navi einzugeben und beim Wunsch nach einer Pause einfach den nächsten Supercharger anzusteuern, von denen es auf dieser Route wirklich viele zur Auswahl gibt. Natürlich habe ich vorab kurz recherchiert, wo ich im Umfeld des Zielortes möglichst günstig an einer Ladesäule den zur Weiterfahrt nötigen Strom bekomme, aber das war es dann schon. In Südfrankreich kann man die lokale Ladeinfrastruktur meistens ab 21 Uhr kostenlos nutzen, das ist ein nettes Schmankerl, auch wenn wir es nicht genutzt haben. Spätestens nach diesem gelungenen Roadtrip kann uns kein noch so weit entferntes Ziel mehr davon abhalten einfach in das Model 3 zu steigen und loszufahren.