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Ein nagelneues Model 3 Performance für 1.970 Euro?

Unser bereits im Jahr 2016 reserviertes und im Februar 2019 an uns übergebenes Model 3 ist am Freitag 758 Tage oder 2 Jahre und einen Monat alt geworden. Es war knapp 40.000 Kilometer lang für mich ein mobiles Büro, eine von den Kindern geliebte Familienkutsche, ein gemütliches Wohnzimmer, um in Ruhe mit Freunden zu telefonieren und nicht zuletzt ein Spaßmobil, das seinesgleichen gesucht hat. Wie zufrieden ich damit war, kann man in meinen 1-Jahres-Fazit nachlesen. Und obwohl ich es gerne gepflegt und kleinere Schäden immer gleich beheben ließ, ja trotz dieser emotionalen Bindung, war es erstaunlich leicht sich am vergangenen Freitag von ihm zu trennen.

Was war geschehen? Immer wieder las ich in Foren, dass Tesla-Besitzer relativ neue Fahrzeuge gebraucht verkauften und dadurch quasi ohne, oder mit nur geringem, Aufpreis einen Neuwagen bestellen konnten. Dies ist, dank des Umweltbonus für Neuwagen und besonderer Umstände beim Import von Gebrauchtwagen in mehrere unserer nördlichen Nachbarländer, aktuell noch zu attraktiven Konditionen möglich. Da ich allerdings im Süden der Republik wohne und mich schon der Verkauf meines Pedelec Nerven gekostet hat, kam ein Privatverkauf für mich nie in Frage und somit habe ich das Thema zwar interessiert verfolgt, aber nie als Option für mich wahrgenommen.

Recherche

Vor drei Wochen las ich dann in einem weiteren Forenthema, dass dutzende Tesla-Besitzer ihre Fahrzeuge bei Händlern zu attraktiven Preisen verkauft haben, ohne den Aufwand eines Privatverkaufs mit seinen oft zähen Preisverhandlungen und zeitaufwändigen Probefahrten, was gerade in Pandemie-Zeiten zusätzlich erschwert wird.
Aus Interesse habe ich mehrere dieser Händler angeschrieben, die bekanntesten Vertreter sind EV-Remarketing, Ove Kröger, WirkaufendeinAuto.de, das Autozentrum Schmitz und ein finnischer Händler „Autotalo Ampeeri“. Um einen besseren Vergleich zu haben, schrieb ich noch einem lokalen Autohaus, das seit Jahren mit Tesla-Fahrzeugen handelt und forderte zusätzlich ein Inzahlungsnahmeangebot direkt bei Tesla an. Das Ergebnis waren Angebote zwischen 35.833 und 48.000 Euro, eine Preisspanne, die mich doch etwas überrascht hat. Das beste Angebot kam unerwartet von WirkaufendeinAuto.de, obwohl Tesla wohl mit meinem Fahrzeug am meisten hätte anfangen können, da kein Autopilot konfiguriert war. Tesla hätte mit ein paar Mausklicks den Wert deutlich steigern können, weil der Autopilot per Software-Einstellung nachträglich aktiviert werden kann. Da aber Tesla kein Gebrauchtwagenhändler ist und die angeblich hohen Inzahlungsnahmeangebote zum Quartalsende absolute Einzelfälle darstellen, war das Ergebnis am Ende wohl wenig verwunderlich.

Ablauf

Natürlich probierte ich es dort, wo mir das höchste Angebot gemacht wurde. Nach Eingabe des Fahrzeugmodells, des Alters und Kilometerstands bekam ich eine erste Schätzung über 48.200 Euro zugesendet. Daraufhin musste ich noch den Zustand des Autos grob per Auswahlmenu einschätzen und jeweils ein Foto von Außen und eines der Fahrzeugidentifikationsnummer hochladen. Anschließend wurde mir ein „endgültiger Verkaufpreis“ von 48.000 Euro für das Fahrzeug genannt, mit der Möglichkeit in einer der zahlreichen Filialen einen Termin zu buchen. Praktischerweise ist eine dieser Filialen keine 10 Minuten von uns entfernt, weshalb ich es gerne auf einen Versuch ankommen ließ. Im Internet liest man von großen Autohändlern sehr gemischte Erfahrungsberichte, was beim potentiellen Kunden natürlich zu einer gewissen Skepsis führt. Aber selbst wenn 90 % der Fahrzeuge zum veranschlagten Preis vom Händler gekauft werden, so bleiben immer noch genügend unzufriedene Kunden übrig, um einem die Bewertungen im Internet zu verhageln. Trotz dieser Tatsache hatte ich beim Termin in der Münchner Filiale gemischte Gefühle und war äußerst gespannt auf das Ergebnis. Unser Model 3 hatte zudem an drei der Felgen kleinere Parkschäden und in der Fahrertür eine winzige Delle. Alles Dinge, die im Alltag nicht wirklich auffallen, aber für einen Händler durchaus Argumente sind, um den Preis zu drücken.

Zu meiner Überraschung hieß es nach einer viertel Stunde vom zuständigen Mitarbeiter „Es passt alles und bleibt beim Angebot“. Zwar hatten die Erfahrungsberichte anderer Tesla-Besitzer schon gezeigt, dass in der Regel der vereinbarte Preis auch gehalten würde, aber trotzdem war es für mich eine Erleichterung das noch mal selbst zu hören. Keine 10 Minuten später war der Vertrag unterschrieben und ich ließ meinen treuen Begleiter, der uns in über zwei Jahren kein einziges Mal im Stich gelassen hat, auf dem Hof des Autohändlers zurück.

Das letzte Bild von meinem Alfred genannten Model 3

Der Schmerz der Trennung wurde allerdings durch die Vorfreude auf ein nagelneues Model 3 verdrängt und somit trat ich frohen Mutes die Heimfahrt in der S-Bahn an, die ich in diesem Jahr bisher noch kein einziges Mal von innen gesehen hatte.

Gründe für die Entscheidung

Der eine oder andere wird sich jetzt fragen, weshalb man ein Fahrzeug hergibt, mit dem man zufrieden ist und das sich durch über zwei Jahre kompromissloser Zuverlässigkeit bewährt hat. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber am Ende überwogen die Vorteile.

Zunächst sind da die zahlreichen Verbesserungen, die Tesla im Laufe der vergangenen Monate eingeführt hat, sortiert nach Relevanz:

  • der Autopilot ist nun serienmäßig aktiviert
  • eine neu entwickelte Wärmepumpe (Octovalve) erhöht die Effizienz bei Kälte deutlich
  • verbesserte Scheinwerfer
  • leicht erhöhte Akkukapazität (82 statt 77 KWh) und Reichweite
  • Lenkradheizung
  • Doppelverglasung
  • Elektrische Kofferraumklappe
  • Verbesserte Mittelkonsole
  • Metallknöpfe am Lenkrad
  • Schwarze Zierleisten und Abdeckungen (Chrome Delete)
  • USB-Anschluss im Handschuhfach mit 128-GB-Stick für Dashcam und Wächtermodus
  • diverse kleinere Verbesserungen, wie z.B. USB-C-Anschlüsse oder magnetische Sonnenblendenhalter

Darüber hinaus ergeben sich noch Vorteile, die jeder Neuwagen mit sich bringt. Da wäre zum einen die Neuwertentschädigung der Kfz-Versicherung, die in der Regel nur für die ersten drei Jahre angeboten wird. Außerdem bekommt man ein fabrikneues Fahrzeug, ohne die nach über zwei Jahren im Familienbetrieb unvermeidlichen Abnutzungserscheinungen.

Da ich schon immer mit dem Gedanken gespielt hatte mir wenigstens den serienmäßigen Autopiloten freischalten zu lassen, war der Verkauf meines alten Model 3 und die Neuanschaffung nach Sichtung der Faktenlage quasi beschlossene Sache. Der Tausch würde mich in Summe weniger kosten, als nur die Freischaltung des einfachen Autopiloten bei meinem Fahrzeug. Darüber hinaus bekommt man mit einem Neuwagen bei Tesla derart viele sinnvolle Verbesserungen, dass mir die Entscheidung sehr leicht fiel. Am Ende dauerte es keine 10 Tage zwischen den ersten Überlegungen und der Umsetzung.

Fazit

Ich war eigentlich der festen Überzeugung, dass mein Model 3 der erste und gleichzeitig letzte Neuwagen in meiner vergleichsweise kurzen Autohistorie bleiben würde. Aber das Angebot die Modellvariante von 2019 gegen ein technisch verbessertes und deutlich besser ausgestattetes Modell einzutauschen und das noch dazu für einen relativ geringen Aufpreis, das hat mich letzten Endes überzeugt diesen Schritt zu gehen.

Nun muss ich mich ein paar Wochen mit einem elektrischen Mietwagen über Wasser halten, voller Vorfreude auf das nächste Abenteuer mit einem neuen Model 3.